Wurfmesser und Tomahawks

 

 

Was dem Fußballer sein Ball, dem Radprofi seine Rennmaschine und dem Bogenschützen sein Präzisionsbogen ist, das sind für uns Sportwerfer unsere Wurfmesser und Tomahawks. Der Handel bietet recht viele verschiedenartige Wurfmesser an, doch nur wenige davon sind für das sportliche Werfen tatsächlich geeignet. Zu viele davon sind reine Massenware und als solche leider zu kurz, zu leicht, zu scharf (Verletzungsgefahr) oder einfach insgesamt zu empfindlich. Sie dienen uns bestenfalls als Negativbeispiele. Da man als Werfer im Training stets Serien wirft, besteht zudem immer die Gefahr, dass die Messer miteinander kollidieren (typische Robin-Hood-Würfe: Das zweite Messer knallt mit der Spitze oder dem Rücken direkt auf das erste, bereits steckende). Gute Wurfmesser dürfen dadurch auf keinen Fall brechen oder tiefe Scharten davontragen. Das "Pro-Balance-Thrower" beispielsweise (s. weiter unten), hergestellt aus nicht rostfreiem Carbonstahl, ist nach meiner Erfahrung eines der unempfindlichsten Wurfmesser, das gegenwärtig, quasi "von der Stange", zu haben ist. Die Suche nach einem zweckdienlichen Wurfmesser kann jedoch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, doch es lohnt sich immer, diese Zeit auch zu investieren. Am besten besitzt man als Sportwerfer immer mindestens drei Exemplare des gleichen Modells, um Serien werfen zu können. Man kann dadurch Fehler direkt an Ort und Stelle korrigieren, ohne erst Spaziergänge zur Scheibe und wieder zurück machen zu müssen.

                         

Ideale Wurfmesser sind ein Stück über 30 cm lang, wiegen nach Möglichkeit nicht weniger als 300 Gramm und sind an der Schneide stumpf, dafür an der Spitze so richtig schön spitz. Außerdem sollten es keine blankpolierten Liebhaberstücke sein, denn durch den rauen Gebrauch muss häufig nachgeschliffen werden, was die Klingen langfristig auf keinen Fall schöner macht. Idealerweise bestehen sie aus zähem, jedoch nicht rostfreiem Carbonstahl, nach meiner Erfahrung das unempfindlichste Material. Nach Saisonende sollte man es allerdings ein wenig einölen, während die Klingen sehnsüchtig das Frühjahr erwarten. Das verhindert Korrosion, und man hat länger Freude an seinen Messern. 

                                    Hier eine persönliche Auswahl meiner Lieblingswurfmesser:

           

Hier nochmal eine Demonstration der tatsächlichen Größenverhältnisse. - Und daneben liegt kein Kinderbesteck!

             

 

Unten von links: Das "Perfect Balance Thrower" von Cold Steel, eines meiner früheren Lieblings-Wettkampfmesser (dies trotz scharfgeschliffener Klinge), hier mit abgeschraubtem Griff und magnesiagepudert. Der serienmäßige Kunststoffgriff störte eher beim Werfen als dass er nützte, daher war es für meinen Geschmack sinnvoller, ihn zu entfernen. Länge (34 cm) und Gewicht sind nahezu optimal, es gibt zur Zeit nur wenig besseres "von der Stange" auf diesem Sektor.  Das "Perfect Balance" gab es zudem in den fünfziger und sechziger Jahren bereits schon einmal unter dem Namen "Bowie Axe". Schön, dass sich die Firma "Cold Steel" daran erinnert hat. Daneben drei gewichtige Handarbeiten von Kari Salonius aus Finnland (der Mann macht grundsätzlich keine kleinen und leichten Sachen, s. auch unter "Partnerseite"). Die beiden rechten Messer sind der "Night Dragon" von Magnum-Boeker und das "Ziel" von Magnum-Boeker nach dem Design von John Bailey.   

  

Eine Wurfmesser-Kombination meines amerikanischen Freundes Gil Hibben im "Vater und Sohn"-Design, das heißt ein großes und ein kleineres Messer gleicher Bauart. Ausgefallene Form und bissiges Verhalten an der Wurfscheibe. - Scharfe kleine Biester - ! Als kleines Highlight für ein anspruchsvolles Wurftraining versuche ich immer, beide Messer aus der gleichen Distanz ( 4 oder 6 Meter) abzufeuern. Nach ein paar Versuchen klappt´s gut, verlangt aber immer ein feines "Feeling" für die Dosierung des Dralls. Leider übertreibt es Gil häufig mit der Ausgestaltung diverser Haken und "Nasen" an den Griffenden seiner Messer und Wurfwaffen, was das Werfen eher erschwert. 

                                             

Am effektivsten lassen sich diese Messer von der Klinge aus werfen, das kleinere Modell der beiden ist auch für No-Spin-Techniken geeignet. 

Hibben 

Auch der ästhetische Anspruch ist noch steigerbar. Hier das original Tan-Kri-Wurfmesser nach dem Design meines amerikanischen Freundes John Bailey, nach unseren Maßstäben der "Messerwerfer-Papst" der Vereinigten Staaten. Das Tan-Kri kann sich mit ein paar Handgriffen vom Camping- und Pfadfindermesser zum Wurfmesser unfunktionieren lassen, indem man mit einem Schiebeverschluss die Griffschalen entfernt.  Länge 32 cm, rostfreie Klinge aus 420er Stahl, gute Flugeigenschaften. Das Tan-Kri wurde aufgrund des hohen Preises (damals knapp 70,- Euro) leider nicht mehr in Neuauflage produziert. Mit viel Glück konnte ich dieses seltene Stück ersteigern. Zum Wurfsport ist es in der Tat beinahe zu schade, lässt sich jedoch sehr sicher werfen, dies jedoch aufgrund des Designs der Klingenspitze vorzugsweise vom Griff aus. Dieses Modell besitzt nun inzwischen mein Freund Lee Shaw aus Großbritannien. 

Das Tan-Kri als Wurfmesser mit abmontierten Griffschalen

     

Das Pro-Balance-Thrower-Wurfmesser von Cold Steel. Ein tolles Schwergewicht (462 Gramm!) mit besten Flugeigenschaften auf längere Distanzen. Auch hier habe ich den zu bauchigen Kunststoffgriff abgeschraubt. 

Pro-Balance-Thrower

 

Aus den U.S.A.: Das Rough Rider- Wurfmesser mit einer schön geschwungenen Bowie-Klingenform. Gewicht und Maße sind geradezu optimal zu nennen (340 Gramm und 35,5 cm Länge), dazu nebenbei noch spottbillig (9,- Euro pro Stück, doch hinzu kommen Shipping und Einfuhrsteuern, die der Zoll recht gerne entgegennimmt). Lediglich die Materialstärke (nur 3 mm) erscheint ein wenig mager, die Stahlqualität könnte auch besser sein (RR490 - Stahl oder auch anschaulicher "Gießkannenblech"). Doch insgesamt scheint dieses Messer jemand entworfen zu haben, der sich mit dem sportlichen Werfen in der Tat auskennt. Selbst der Micarta-Griff ist relativ flach gehalten, wodurch der Abwurf erleichtert wird. Zweiter kleiner Minuspunkt: Messerscheiden gibt´s leider auch keine dazu. Wäre dieses Messer aus einem vernünftigen Stahl hergestellt, so hätte der Messerwerfer quasi den "Stein der Weisen" in seinen Händen.

Eigentlich kein klassisches Wurfmesser: Das russische AK47-Bajonett als Nachbau, Länge 31 cm, Gewicht ca. 320 Gramm, rostfreier 440er Stahl. Man kann es als Werfer am besten von der Klinge aus in Richtung Ziel schleudern, da der bauchige Knauf sich zum Abwurf nicht so gut eignet. Mit ein wenig Übung werden dann aus diesen Kampfmessern hocheffektive Wurfgeschosse. Bei meiner Wurftechnik braucht dieses Messermodell aus 4,5 Metern eineinhalb Rotationen, aus knapp sieben Metern zweieinhalb Drehungen. 

AK47

 

Zuletzt noch zwei "Eigenbauten", die aus der Not heraus entstanden sind:

Nachdem der Griff dieses Dolches leider zerbrochen war, habe ich aus Sattelleder und Riemen einen flachen Wurfmessergriff hergestellt. Die Dolchklinge ist beiderseits scharf geschliffen, so dass sich immer der Abwurf vom Griff aus anbietet. Für meinen Geschmack mit nur etwa 200 Gramm eine Spur zu leicht und mit lediglich 28,5 cm außerdem noch ein wenig zu kurz, doch ähnelt das Messer jetzt dem indianischen "Beavertail" (Biberschwanz), dem traditionellen Jagd- und Arbeitsmesser der Stämme der Great Plains.

 

Hier unten eine original Bolo-Machete. Den Rohling hatte ich seinerzeit im Jahre 2007 meinem Freund Dieter Führer während unseres großen Europäischen Werfertreffens in Erlangen abgekauft. Der Griff war völlig porös und verwittert, somit entfernte ich zusätzlich noch die Parierstange und fertigte aus einem alten Tomahawk-Stiel einen flachen und geraden Messergriff an. Fertig ist ein 38 cm-Wurfmesser-Kraftpaket, das auch besonders für Mountainmen-Wettbewerbe bestens geeignet ist.

 

                                                            Wartung und Pflege 

Durch den harten Gebrauch der Wurfmesser entstehen sehr leicht kleinere Beschädigungen an den Klingen und Griffen. Daran können, unter anderem, Fehlwürfe schuld sein, so dass die Messer auf einen harten Boden aufschlagen. - Wie beim Toastbrot, das stets mit der Butterseite auf den Boden klatscht (Murphy's Law"), ist es leider oft ein Naturgesetz, dass die Messer mit der Spitze voran auf einen Betonboden scheppern - und dabei so wunderbar "aufpilzen". Schleift man diese Scharten heraus, ist das Messer direkt 1,5 mm kürzer, aber was soll man machen? Auch Kollisionen zwischen den bereits steckenden und einer geworfenen Klinge führen schnell zu Scharten und Macken. Um letzteres zu vermeiden, ist es sinnvoll, seine Würfe auf verschiedene Ziele zu verteilen, so dass es auf einer Scheibe kein "Gedränge" geben kann. So wird es auch bei den Wettkämpfen gemacht, doch der Trainingsalltag lässt diesen Luxus nun mal nicht immer zu. Ich persönlich schleife und feile sofort jede noch so kleine Beschädigung aus dem Wurfstahl heraus. Jeder unbedarfte Zuschauer könnte denken, ich wäre ein wenig überempfindlich mit meinen "wertvollen" Klingen, aber das ist nur ein Teilaspekt - und bei weitem nicht der wichtigste - :

Viel entscheidender ist die Vermeidung höchst gemeiner Verletzungen: Wer einmal bei einem Messerwurf einen scharfen, schneidenden Schmerz verspürt hat, weil sich ein Metallsplitter von der Klinge beim Abwurf in den Zeigefinger gebohrt hat, wird an diese wohlmeinenden Worte vielleicht noch einmal denken. Diese sich ablösenden Splitter sind manchmal winzigklein, verursachen aber höchst empfindliche Schmerzen, versauen am Ende damit einem Werfer rasch die Freude und lassen sich zudem nur sehr schwer "herausoperieren", wenn man sie denn überhaupt sichtbar erkennen kann. Dies also am besten direkt vermeiden und nach einem Fehl- oder Kollisionswurf die Klingen sorgfältig inspizieren. Ich kann dann auch nur wärmstens empfehlen, wirklich kleinste Schäden direkt zu entfernen. Das geht am besten mit einer Flex plus Fächerschleifer (kleine Körnung), alternativ auch mit einer herkömmlichen Feile oder mit einer stationären Schleifmaschine oder einem Bandschleifer (welch ein Luxus !). Ich selbst bevorzuge die Flex und nehme sie auch zu Wettbewerben oder Auftritten mit, um meine Messer vor Ort bei Bedarf sofort und auch sehr schnell reparieren zu können. 

In den Wintermonaten nach Saisonende ergibt es Sinn, die Messer leicht einzuölen (Ballistol oder sonstiges Waffenöl), damit sie keinen Rost ansetzen. Diese Ölschicht jedoch beim Start in den Frühling gut entfernen, sonst flutschen einem die Geschosse aus der Hand (alles schon passiert). Weiterhin die Wurfwaffen möglichst nicht draußen im Geräteschuppen lagern, sondern immer im Haus, wo die geringste Luftfeuchtigkeit herrscht.      

                              Tomahawks und Wurfäxte

Was für Wurfmesser gilt, trifft auch auf Tomahawks zu. Die Geschmäcker mögen zwar verschieden sein, doch ein gutes Wurftomahawk sollte stets unempfindlich und belastbar sein. Auch darf der Stiel bei einem Fehlwurf auf keinen Fall brechen. Eher fliegt dieser (oft im hohen Bogen) heraus, während die Klinge noch im Holz steckt. Hier meine Favoriten:

Oben links und rechts jeweils das "Trailhawk" von Cold Steel, mein Wettkampf-Hawk. In der Mitte das wuchtige und schwere "Rifleman´s Hawk" vom selben Hersteller, das sich aus der 4-Meter-Distanz sehr präzise werfen lässt. Die Axtstiele können bei Bedarf ausgetauscht werden. Das kleine Wurfbeil unten wäre für Wettkämpfe nicht zulässig, da es zum einen zu leicht ist und zudem immer steckt, egal mit welcher Seite (inzwischen habe ich es bereits abverkauft). 

 

 Zum Abschluss noch ein Beil, das zwar nicht allzu spektakulär aussieht, jedoch in Sachen Vielseitigkeit seinesgleiche sucht: Das Jägerbeil von Gränsfors. Ein Qualitätsbeil, ohne jede Frage, handgeschmiedet und eben nicht gerade billig. Doch einsetzbar als reine Axt, jedoch ebenfalls als Messer für feinere Arbeiten und - zu guter Letzt - auch als Wurfaxt zu gebrauchen. Mehr "Axt" geht beinahe nicht.

 

   

   

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